Chemische Experimente    

Experiment des Monats
Oktober 2009

Tablettenüberzüge


Medikamente, die nicht säurestabil sind oder die Magenschleimhaut schädigen können, werden oftmals - sofern sie als Tabletten eingenommen werden sollen - mit einer säurefesten Schutzhülle umgeben. Dieser Überzug löst sich erst in der alkalischen Umgebung des Dünndarms auf. Dabei werden die Inhaltsstoffe freigesetzt und können resorbiert werden.

Experiment des Monats

Geräte und Chemikalien:
4 Glasschälchen, Messer
magensaftresistente ASS-Tablette (z.B. Aspirin® Protect, ASS TAD 100, ASS ATID etc.)
Zitronensäure, Natriumcarbonat.

Durchführung:
Vier Glasschälchen werden mit Wasser gefüllt. In Schälchen 3 wird ein Spatel Zitronensäure, in Schälchen 4 ein Spatel Soda (Natriumcarbonat) gelöst. Eine Tablette mit einem Messer anritzen und in Schälchen 2 legen. In die anderen drei Schälchen eine unbeschädigte Tablette geben.
Die Tabletten in Schälchen 1 und 3 bleiben unverändert, in der Lauge (Nr. 4) löst sie sich langsam auf. Die angeritzte Tablette in Nr. 2 zerfällt zu einem blütenähnlichen Gebilde.

Erklärung:
Die Tabletten sind mit einem Methacrylsäure/Ethylacrylat-Copolymerisat überzogen. Die freien Carboxylgruppen des Acrylats sind in saurer Lösung vollständig protoniert, der Überzug ist ungeladen und nicht löslich. In schwach basischer Lösung dissoziieren die Carboxylgruppen, das nun negativ geladene Polymer ist wasserlöslich.
Der Tabletteninhalt besteht aus dem Wirkstoff (Acetylsalicylsäure), Cellulosepulver und Maisstärke. Stärke und Cellulose können Wasser aufnehmen und quellen dadurch, d.h. sie dehnen sich aus. Dadurch wirken sie als "Sprengmittel", das die Freisetzung des Wirkstoffs nach Auflösung des Überzugs beschleunigt. Wird der Schutzüberzug beschädigt (durch ein Messer oder auch beim Herunterfallen), kann auch in saurer oder neutraler Lösung Wasser eindringen. Die Inhaltsstoffe quellen auf und die Tablette platzt.

Entsorgung:
Die Lösungen können zum Abwasser, Tablettenrückstände zum Hausmüll gegeben werden.

Literatur & Links:
A. Basalla, S. Uhren, L. Weise, W. Pöpping, U. Gessner, I. Melle: "Die Aspirin®-Rose". MNU 62 (2009), 363-364


September 2009: Kreide-Chromatographie von Chlorophyll

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Seite erstellt am: Mittwoch, 30. September 2009, A. Schunk, Charité - Universitätsmedizin Berlin.  

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