Chemische Experimente    

Experiment des Monats
Oktober 2005

Rotwein-Farben


Rotwein kann, versetzt mit Laugen oder Reduktionsmitteln, auch andere Farben annehmen. Ein Experiment - ideal zur Zeit der Weinlese ...
GOETHE bezieht sich in seiner Farbenlehre auf ein Experiment von MARIOTTE, der einen französischen Rotwein zuerst, durch Laugenzugabe, gebräunt habe, um ihn anschließend, durch Zugabe schwefliger Säure, wieder in frischen Rotwein zurückzuverwandeln.*

Experiment des Monats

Geräte und Chemikalien:
Rotwein, Natriumsulfit, verd. Schwefelsäure, Natronlauge
Kelchgläser oder Bechergläser.

Durchführung:
Drei Gläser werden mit Rotwein gefüllt. (Sehr dunkle, gerbstoffreiche Weine sind weniger geeignet.) Das erste Glas bleibt unverändert. Zum zweiten wird etwas verdünnte Natronlauge gegeben. Die Farbe ändert sich nach violett-braun. Zum dritten Glas etwas Natriumsulfit (am besten als gesättigte Lösung) und einige Tropfen verdünnte Schwefelsäure geben. Es entsteht eine helle, gelbliche oder bräunliche Lösung.

Erklärung:
Rotwein enthält viele verschiedene phenolische Inhaltsstoffe. Die Hauptfarbstoffe gehören zur Gruppe der Anthocyane (zu der auch viele Blütenfarbstoffe gehören; vgl. EdM 05/2002). Die meisten Anthocyane wirken als pH-Indikatoren, wobei sie im sauren Bereich eher rot, im basischen blau, violett oder grün gefärbt sind. Daneben finden sich im Rotwein auch Catechine und Tannine (Gerbstoffe, vgl. EdM 06/2000; auch aus Rotwein lassen sich mit Eisen(III)-Ionen dunkle Komplexe ausfällen). Diese können, wie auch einige Anthocyane, reduziert bzw. oxidiert werden. Besonders in basischem Milieu findet leicht eine Oxidation statt (z.B. durch Luftsauerstoff), wodurch braune Farbstoffe gebildet werden. Die Oxidation ist oft reversibel. In saurer Lösung kann man die Farbstoffe reduzieren, wobei sich die Farbe der Lösung deutlich aufhellt.
Durch dieses Redox-Verhalten wirken viele der phenolischen Inhaltsstoffe auch als Radikalfänger. Darauf kann auch eine gesundheitsfördernde Wirkung von Rotwein zurückgeführt werden. Rosé- und Weißweine weisen einen deutlich geringeren Gehalt an diesen Verbindungen auf.

Gefahren: ätzend reizend
Schwefelsäure und Natronlauge sind ätzend, Natriumsulfit wirkt reizend.
Der verwendete Wein darf natürlich nicht mehr getrunken werden!

Entsorgung:
Die Lösungen können zum Abwasser gegeben werden.

Literatur & Links:
Georg Schwedt: "Goethes chemische Experimente" - Versuch 19, S. 58-60
 *) Originalzitat auf S. 58


September 2005: Projizierte Fällungen

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Seite erstellt am: Freitag, 30. September 2005, A. Schunk, GDCh, Frankfurt/Main.

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